Unser Thema: Grundschule

Für Sie im Hauptpersonalrat

HLZ 4/2016: Personalratswahlen

Die Grundschule ist seit jeher Motor für pädagogische Entwicklungen. Sie versteht sich als Schule für alle Kinder. Wir Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer versuchen, jedem Kind in seiner Verschiedenheit gerecht zu werden. Dazu arbeiten wir in multiprofessionellen Teams, beraten, unterrichten, leisten Beziehungsarbeit und entwickeln die Schule weiter. Wir verdienen jedoch weniger und haben mehr Pflichtstunden als die Kolleginnen und Kollegen in allen anderen Lehrämtern. Wir sehen uns erheblichen und teilweise widersprüchlichen Anforderungen gegenüber. Wir sollen Bildungsstandards erreichen und gleichzeitig inklusiv arbeiten. Unsere fachlichen, didaktischen, methodischen und pädagogischen Bemühungen erfahren zu wenig Wertschätzung. Deshalb sind wir in den letzten Jahren auf verschiedenen Feldern aktiv geworden. Wichtig war uns dabei, unser professionelles Selbstverständnis zu entwickeln und bildungspolitische Inhalte mit unseren Arbeitsbedingungen zu verknüpfen.

Weg mit VERA 3

2013 und in den zwei darauffolgenden Jahren haben viele Grundschulen die Freistellung von den Vergleichsarbeiten (VERA-3) beantragt. Am 8. März 2012 hatte die Kultusministerkonferenz „Vereinbarungen zur Weiterentwicklung von VERA“ beschlossen. In einer Fußnote hieß es: „In Ausnahmefällen kann es gute Gründe geben, einzelne Schulen oder Schulgruppen befristet von der Teilnahme an VERA-3 freizustellen.“ Wir überlegten daraufhin, Anträge auf Freistellung zu stellen und so das Kultusministerium mit der Kritik an dem Steuerungsinstrument der Vergleichsarbeiten zu konfrontieren. Die Idee machte Schule. Lehrkräfte und Eltern haben sich auf Gesamt- und Schulkonferenzen damit auseinandergesetzt, wie die Lern- und Persönlichkeitsentwicklung aller Kinder am besten gefördert werden kann. In über 200 Anträgen legten Schulen ihre Schulentwicklungsprozesse, ihre pädagogischen Grundsätze und ihr professionelles Arbeiten dar und verdeutlichten den hohen Stellenwert der Pädagogik in der Grundschularbeit. Die GEW wird in Kürze eine Broschüre herausgeben, die die „guten Gründe“ gegen Vergleichsarbeiten noch einmal zusammenfasst.
Aktiv wurden wir auch für unsere Forderung „A13 für alle“ und damit für die Wertschätzung unserer Profession durch eine angemessene Besoldung. Der Verwaltungsexperte Jörg Junge stellt in einem aktuellen Gutachten fest: Auch wenn die Gewichtung der fachlichen und pädagogischen Anforderungen in den einzelnen Lehrämtern und Schulstufen differiert, leisten alle Lehrkräfte von der Grundschule bis zum Gymnasium gleichwertige Arbeit und müssen daher auch gleich bezahlt werden. Wir haben den jahrzehntealten GEW-Beschluss nach gleicher Bezahlung mit Leben gefüllt.

Die Landesdelegiertenversammlung 2014 setzte eine Arbeitsgruppe ein, um das Ziel „A13 für alle“ langfristig anzugehen. Am 13. November riefen wir den ersten „Tag der unbezahlten Arbeit“ aus. Diese Initiative wurde von Kolleginnen und Kollegen der GEW in Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen aufgegriffen. Hessische Kolleginnen und Kollegen versammelten sich vor den Schulämtern und warfen einen Brief mit Unterschriftenlisten an die Frauenbeauftragten in die Briefkästen. Wir baten die Frauenbeauftragten, unser Anliegen zu unterstützen und auf den diskriminierenden Charakter der schlechteren Bezahlung beim Arbeitgeber hinzuweisen. Die Aktionen fanden ein bemerkenswertes Echo in der Presse und wir werden sie am 13. November 2016 fortsetzen.

A13 für alle!

Rund 100 Grundschulen stellten Überlastungsanzeigen, um auf den gesundheitsgefährdenden Aspekt unserer Arbeitsbedingungen und die gewachsenen Anforderungen aufmerksam zu machen. So ist beispielsweise der Anteil an Beratungsarbeit durch Inklusion immens gewachsen. Wir arbeiten in multiprofessionellen Teams mit anderen Berufsgruppen, deren Beratungszeit zumindest anteilig in ihrer Arbeitszeit liegt. Wegen schlechter Bedingungen unter unseren Möglichkeiten zu bleiben, belastet uns zusätzlich.

Viele Grundschulen sind aktiv geworden und haben ihre Kritik an den bestehenden Verhältnissen öffentlich gemacht. Schulpersonalräte und Gesamtpersonalräte sind bei allen Aktionen ein wichtiger Motor und ein Bindeglied zwischen den Kolleginnen und Kollegen an den Schulen und der GEW. Wir sind in den letzten drei Jahren ein ganzes Stück vorangekommen, auch wenn wir weiterhin einen langen Atem brauchen werden. Gemeinsame pädagogische Reflexion und solidarisches Handeln haben uns in unserem professionellen Selbstverständnis und bei der Vertretung von Grundschulinteressen gestärkt. Gehen wir den eingeschlagenen Weg weiter und treten für unsere Interessen ein!

Für Sie im Hauptpersonalrat

Susanne Hoeth ist Grundschullehrerin in Frankfurt und vertritt im HPRLL seit mehreren Jahren die Interessen der Grundschulkollegien.

Ulrike Noll ist Konrektorin einer Grundschule in Darmstadt und kandidiert erstmals für den HPRLL. Die Personalratsarbeit ist aus ihrer früheren Arbeit in Baden-Württemberg bekannt.

Wir treten ein

  • für bessere Arbeits- und Lernbedingungen
  • für die Senkung der Pflichtstundenzahl
  • für die Anrechnung von Beratungszeiten
  • für gleiche Bezahlung: A13 für alle!
  • für mehr Förderstunden und Doppelbesetzung
  • für mehr Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen
  • für mehr Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen
  • für Rückzugsräume für Kinder und Lehrkräfte
  • für echte inklusionstaugliche Ganztagsschulen
  • für eine Schule ohne Noten
  • und für viele andere Ideen ...